Vor der OP (1)

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Schon morgen lieg ich unterm Messer.
Vorangemeldet himmelhoch.
In vierzehn Tagen, weiß der Teufel, gehts mir besser,
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht
Werd ich wie weggeweht einfach verschwinden
Über den Winden.
 
Als Mensch war ich gelegentlich ein Knüller,
So immerhin sah ich mich selbst.
Ich seh den Teufel mit gezücktem Füller,
Er schreibt mich in sein Ofenbüchlein ein –
In vierzehn Tagen
könnt ich durch die Ofentür geschoben sein.
 
Lebt erst mal wohl, ihr Glücklichen hier unten,
Ich hab den Sommer hinter mir.
Er zählte ohnehin nicht zu den bunten,
Die letzten grauen Tage gönn ich euch.
Und schreibt die Zeitung vom Chirurgenstreich
In einem gut geführten Hospital,
Dann, bitte, denkt an mich, dann war ich mal.

Dann, bitte, möcht ich nicht, dass irgendwo ein Stein
Mit eingekratztem Datum steht, der kostet nur.
Auch nicht ein Kreuz aus schlichtem Holz
vom Sonderangebot.
Besuche nicht erwünscht! – Ich lass euch eine Spur,
Versprochen. Irgendwie bin ich dann tot
Und abgedriftet hinters Abendrot.

Und manchmal morgens, wenn die Brötchen duften,
Wenn schon die Leute
in Gedanken um die Wette schuften,
Dann guck ich in den Tag und guck auf euch.
Vielleicht als Kröte
Mit Lust auf nichts als bisschen Morgenröte.