Kleine Hundeballade


– Fliederstein hat einen Katalog gefunden,

Unter einem Berberitzenstrauch,

Ein Versandhaus wirbt darin mit Hunden,

Mit gesunden und mit edlen auch.


Unsre Hunde, heißt es dort, beglücken,

Sie, verehrte Kundschaft, garantiert.

«Lass mich bald schon deine Hütte schmücken!»

Seufzt ein Kataloghund, fesch frisiert


Und mit himmelwärts gedrehten Blicken

Seite siebzehn. – Fliederstein verstehts

Seinerseits ein Seufzerbild zu schicken

An den Hund: «Na, Eberhard, wie gehts?»


Eberhard! Der Hund hat einen Namen!

Fliederstein entnahm ihn nicht dem Katalog,

Den verschenkt er an zwei Brillendamen,

Die sein jähes Lächeln näherzog,


Dann – es kam, wie manchmal Träume kommen –

Haben Eberhard und Fliederstein

Beiderseitig Witterung genommen,

Fanden im Versandhaus zueinander,

Liebe wars, vom Schicksal wie bestellt,

Sie gerieten außer Rand und Bander,

Fliederstein hat auch zuerst gebellt,

Eberhard, der einst Cherie geheißen,

Bellte wie ein wildes Sofatier,

Fliederstein ließ sich ins Steißbein beißen,

Und begann am Hundeohr zu reißen

Und den Eberhard herumzuschmeißen,

Der dem Fliederstein ans Brustbein sprang

Und denselben so zu Boden zwang,


Wer herumstand um die beiden Kampfnaturen,

Sprach noch Tage von den Kampfesspuren.


Auf dem Heimweg ging der Eberhard geleint

Mit dem Fliederstein in Zärtlichkeit vereint.