Und nun? (3)

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 – Ich danke schön. Die guten Wünsche salben
Das reparierte Herz. Es pumpt schon wieder fast
Wie einst im Mai. Der Blick zieht mit den Schwalben
Irgendwohin ins Blaue, ja, der ganze Kerl
Streckt sich schon wieder, und die Sinne kleben
Am neuen Leben.
 
Was, bitte, fang ich mit dem neuen Leben an?
Bin ich noch ganz der Alte? Ist die Welt noch rund?
Mir fehlen immerhin fast dreizehn Pfund,
An mir ist sozusagen kaum noch etwas dran.
 
Ich geh mit kleinen Schritten durch die Welt.
Die großen Schritte muss ich mir verkneifen;
Solang die Lungen noch Proteste pfeifen,
Bin ich auf halbe Schlagzahl eingestellt.
Ich geh mit kleinen Schritten hin zu einem Hund
Und setz mich neben ihn.
Der Hund ist bunt
In einen Strickpullover eingezwängt,
Die Sonne sengt, der Hund verschenkt
Ein Nasenstubsen, und er denkt.

Es denkt der Hund: Der Mensch da neben mir
Ist insofern ein sorgenfreies Tier,
Als er pullovermäßig in der Mittagshitze,
In der ich schwitzend ihm zur Seite sitze,
Sich das Gestrickte runterreißen könnte
Und in den nächsten Gulli schmeißen könnte.
Ich kann das nicht, ich bin gestraft,
Als Hund und höheres Geschöpf versklavt.

Das denkt der Hund. – Ich denke an die Jahre,

Die ich noch habe, nämlich fünfzehn garantiert.

Und plötzlich seh ich mich zerfallen,

Ich seh mich nach dem Leben krallen,

Ich seh mich strickpullovermäßg etabliert

Im Zimmer bei den Alten, und die Haare,

Die ich noch zählen kann, die fliegen auf

Im Abendwind zum Himmel rauf,

Ich ende schließlich irgendwie versklavt am Fenster hockend

Und wütend gegen alles Lebensschöne bockend.


Da spricht der Hund: «Hör einfach auf zu denken,

Du könntest mir ein Eis mit Sahne schenken!»